Interview

ekn im Doppel-Interview mit loveco

Interview mit Lina Zuppke von loveco. Wir haben uns mit unseren Partnern von loveco aus Berlin zusammengesetzt und uns gegenseitig interviewed. Die Interviews haben stattgefunden zwischen Jonas (ekn footwear) und Lina (loveco) Den zweiten Teil des Interviews findet ihr bei loveco. Checkt das aus.

blog-banner-7mBVknN8IVutsQ

Hey Lina! Warum komplett vegan?
Uns liegt das Wohl der Tiere genauso am Herzen wie das der Menschen oder der Umwelt. Gerade bei Schuhen hängen diese drei Bereiche für uns oftmals auch zusammen. Konventionelles Leder ist dafür ein gutes Beispiel: Beim Gerben der Tierhäute werden Chemikalien genutzt, welche auch der Gesundheit der Arbeiter:innen schadet und häufig falsch entsorgt und in umliegende Flüssen geleitet werden. Wir wissen, dass es auch Betriebe gibt, die es besser machen. Für uns allerdings ist Leder z.B. trotzdem ein totes Tier und wir sehen bei all den innovativen Alternativen nicht mehr die Notwendigkeit, das auf unserer Haut zu tragen.

Wie habt ihr mit Euren Stores Corona verkraftet? Was habt Ihr umgestellt?
Corona war eine sehr harte Zeit für uns, wie für Euch sicher auch. Wir fielen durch Unterstützungraster, waren als Unternehmen entweder zu groß oder zu klein, mussten ständig unsere drei Berliner Läden schließen oder uns blitzschnell auf neue Regelungen umstellen. Wir mussten deshalb im letzten Jahren einen sehr großen, neuen Kredit aufnehmen. Erst jetzt haben wir die Nachricht erhalten, dass wir hoffentlich im September einen Tilgungszuschuss bekommen werden. Ohne unser starkes Team und unsere sehr unterstützungsfreudigen Kund:innen hätten wir die Zeit nicht überstanden.
Natürlich haben wir während der Lockdowns mehr auf unseren Online Shop gesetzt. Außerdem haben wir kurzzeitig auch Videoberatung im Laden angeboten und die Leute konnten ihre Bestellungen sowie Retouren bei uns in den Läden abgehen, um die DHL nicht zu überlasten. Wir haben unsere Produkte generell mehr im Detail auf Social Media gezeigt, vor allem auch an unseren Mitarbeiter:innen, um das Beratungsgefühl aus dem Laden zu vermitteln. In Bezug auf unseren Finanzen, Entscheidungen und Herausforderungen haben wir die ganze Zeit über sehr transparent und offen kommuniziert.
Darüber hinaus haben wir die Initiative Fair Fashion Solidarity ins Leben gerufen. Gemeinsam mit LangerChen, Avocadostore und Lanius wollten wir darauf aufmerksam machen, dass die faire Modebranche zusammenarbeiten muss, damit es alle durch die Krise schaffen. Wir sahen, dass in der konventionellen Branche schnell Corona-Rabatte geboten, Bestellungen storniert wurden und Zyklen und Saisons noch schneller wechselten als sowieso schon. Das wollten wir in der Eco Fashion verhindern. Hersteller:innen, Marken und Shops entwickelten zusammen Handlungsempfehlungen, die allen helfen sollten: Styles wurden in nächste Kollektionen übertragen, Auslieferungstermine abgestimmt und Kund:innen über die Problematik informiert.

Sind die Kund:innen seit Corona bewusster in ihrem Konsum geworden?
Sie haben uns auf jeden Fall durch die Krise gerettet! Wir haben gesehen, dass z.B. viele Gutscheine bestellt wurden, um uns zu helfen - selbst, wenn gerade keine Kleidung benötigt wurden. Ob andere Kund:innen langfristig bewusster konsumieren, ist schwer zu sagen. In Studien wird das zwar deutlich, doch das bezieht sich eher auf die Kaufüberlegungen von Kund:innen und nicht auf ihr reales Kaufverhalten. Das Interesse wächst auf jeden Fall - auch während Corona. Laut Umfragen wurde zumindest mehr lokal um die Ecke eingekauft, hoffentlich auch in kleinen und nachhaltigen Läden. Allerdings machen Fast Fashion Konzerne leider auch während Corona immer noch riesige Gewinne. Ich würde sagen, in ihrem Denken werden die Kund:innen bewusster - jetzt müssen wir sie davon überzeugen, das auch in die Tat umzusetzen.

blog-banner-5-loveco

Wie seht Ihr die Zukunft des Einzelhandels im heutigen Zeitalter, in dem fast alles auch online verfügbar ist? Muss sich der Einzelhandel neu erfinden?
Wir sehen auf jeden Fall, dass sich eine Verknüpfung von Onlinehandel und stationärem Handel lohnt. Man sollte die Bereiche nicht mehr losgelöst voneinander betrachten: Viele Kund:innen kommen in unsere Läden, weil sie uns online gefunden haben. Einige haben sogar schon eine Auswahl aus unserem Shop als Liste auf dem Handy und fragen ganz gezielt nach den Produkten. Auch Click & Collect ist nach wie vor für viele interessant. Die Passform von Mode ist allerdings immer noch ein Vorteil des Einzelhandels: Gerade Menschen, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, kommen zum Anprobieren doch gern in einen Laden, um unnötige Retouren und Versand zu vermeiden. Bei einigen Produktgruppen ist das natürlich wichtiger als bei anderen, z.B. Jeans.

Was meint Ihr, wohin der vegane Sneaker Trend geht?
Ich glaube, dass vegane Sneaker sich in alle Bereiche ausbreiten und den konventionellen Brands gehörig Konkurrenz machen wird. Man sieht das ja an Veja, deren V an allerhand Füßen steckt und die sowohl Straßen- als auch Sportsneaker rausbringen. Die vielseitigen Materialien sind erprobt und gleichzeitig ist deren Weiterentwicklung spannend. Wer Lust auf etwas Neues hat, kann sich von Corn Waste Laminate, Pinatex und Upcyclingideen faszinieren lassen. Die Palette an Styles ist breit aufgestellt. Es kommen immer mehr nachhaltige Adaptionen von konventionellen Klassikern auf den Markt, die ihre ganz eigenen Note mitbringen (bei ekn z.b. Alder, der dem Adidas Samba ähnelt oder Keir, der vage an Vans erinnert). Vegane Sneaker sind aber auch absolut trendy - und da ist ekn ganz weit vorn dabei!

Warum arbeitet Ihr mit ekn zusammen? Was sind Eure Lieblingsmodelle?
Unser Lieblingsmodell im Bereich Sneaker ist der Larch. Da präsentiert ekn seine Designkünste und gleichzeitig ist der Schuh perfekt verarbeitet. Ein Stück für Liebhaber:innen, finde ich. Der Schuh sieht zwar "massiv" aus, wiegt aber kaum etwas (EVA-Sohle, aus wiederverwerteten Materialien und recyceltem Chloropren-Kautschuk) und begeistert uns wegen des Designs, das auf recyceltem Kunstleder und recyceltem Neopren immer wieder tolle Farbkombinationen zulässt. Außerdem hat ekn auch schon mal extra für uns eine bestimmte Farbkombi in vegan angefertigt, die so gar nicht geplant war. Einfach toll!

blog-banner-4JaITglF50tUV5

Was für eine Rolle spielt Nachhaltigkeit Eurer Meinung nach in Berlin?
Eine sehr große! Wir wissen auf jeden Fall, dass sie hier viele Menschen mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Das merkt man immer wieder, wenn man mal aus Berlin rauskommt. Gerade für Berlin Besucher:innen kann das als Inspiration dienen. Vielleicht schaffen sie dann auch in anderen Teilen Deutschland Nachfrage oder starten selbst eigene nachhaltige Projekte. Berlin lebt einfach davon, dass viele Menschen von überall her kommen und spannende Ideen mitbringen oder auf Gleichgesinnte treffen, mit denen sie ihre Ideen entwickeln können, z.B. im Bereich Nachhaltigkeit. Das prägt die Stadt einfach und macht sie besonders.

Was macht Nachhaltigkeit sexy?
Guter Style und die richtige Sprache darüber! Wir sind froh, dass es mittlerweile so viele coole Brands wie Euch gibt, die zeigen, dass nachhaltige Mode schon längst nicht mehr das beige Sackkleid aus Leinen ist. Leider gibt es aber dieses Vorurteil immer noch. Wir kämpfen jeden Tag dagegen an!

Euer Lieblingsort in Berlin?
Wenn nicht unsere drei super gemütlichen Läden in Friedrichshain, Kreuzberg oder Schöneberg, dann das Tempelhofer Feld.

Euer Restaurant Geheimtipp in Berlin?
Das Maria in Kreuzberg, das Kaffee Ingwer in Friedrichshain oder die Republic Reger in Alt-Treptow.

Hier geht’s zum zweiten Teil des Interviews.