Sheila Hicks, 1934 in Nebraska geboren, ist eine bahnbrechende Künstlerin, die es geschafft hat, Textilkunst neu zu definieren. Sie verbindet Weberei, Skulptur und Installation und erforscht so das enorme Ausdruckspotenzial von Fasern. Ihre Werke - lebendig, taktil und oft monumental - stellen die traditionelle Trennung zwischen Handwerk und bildender Kunst in Frage.
Links: Portrait von Sheila Hicks Rechts: The Right of Entry, 2014-15
Ausgebildet unter Josef Albers in Yale, entwickelte Hicks einen ausgeprägten Sinn für Farbe, Struktur und Abstraktion. Auf ihren weltweiten Reisen, vor allem nach Lateinamerika und in den Nahen Osten, lernte sie indigene Webtechniken kennen, die ihren Arbeitsprozess stark beeinflussen. Dieses traditionelle Wissen und Können hat Hicks zu einer einzigartigen visuellen Sprache geführt, die auf Experimenten und Materialität beruht.
Infinite Potential, 2023
Ein Kernelement ihrer Praxis sind die „Minimes“ - kleine gewebte Studien, die sie seit Jahrzehnten kontinuierlich anfertigt. Diese intimen Arbeiten dienen als visuelles Tagebuch, Ideenskizze oder eigenständiges Werk. Aus ihnen entwickelt sie oft ihre großformatigen Installationen, die mit kaskadenartigen Schnüren, gewickelten Bündeln und weichen Türmen aus Farbe und Textur ganze Museumsräume transformieren.
Links: Twenty Years is Nothing, 1998 Rechts: Atterrissage, 2014
Was Hicks wirklich auszeichnet, ist ihre Sensibilität für Materialien. Sie arbeitet mit allen möglichen Materialien, von Seide und Wolle bis hin zu Bambus, Gummibändern und gefundenen Objekten. Ihr Umgang mit den Fasern ist intuitiv, aber bewusst - sie reagiert auf Spannung, Dichte, Licht und Schwerkraft. Dadurch entsteht in ihrer Kunst ein gekonntes Gleichgewicht zwischen Weichheit und Struktur, zwischen Tradition und Innovation.
Links: Untitled, circa 1970 Rechts: Mirage in the Oasis, 2023
Hicks‘ Werk ist nicht nur visuell fesselnd, sondern auch höchst sensorisch - es lädt zur Berührung ein, weckt Erinnerungen und verwandelt architektonische Umgebungen. Ihr jahrzehntelanges Interesse an Fasern als Ausdrucksmittel hat der textilbasierten Kunst im zeitgenössischen Diskurs einen hohen Stellenwert verliehen und sie zu einer der einflussreichsten Künstlerinnen ihrer Zeit gemacht.